Ich brauche euch ja echt nicht erzählen, wie wild es war. Mein Jahr als Traurednerin. Freie Trauungen wurden verschoben und fanden dann ab Juli doch wieder ungebremst, und wie geplant, statt. Im Herbst dann das ganze Spiel noch mal rückwärts und nun befinde ich mich in meinem „neue-Saison-vorbereitenden-Winter“. Also business as usual. Dass im Winter weniger freie Trauungen stattfinden, ist ja noch normal, doch den restlichen „Freestyle“ bei meinen freien Zeremonien, den gab´s so noch nie. Das war eine Hochzeitssaison, wie sie in unserer Firmengeschichte, wie in tausenden anderen, nicht geplant war.
Aber gut, denke ich heute, wieder einmal am Schreibtisch meiner kleinen Schreibwerkstatt sitzend - das ist bei einer Naturkatastrophe wie Corona auch nicht anders zu erwarten. Und ebenfalls fühle ich: Leute, mein Jahr 2020 war ein sehr, sehr wundervoll Schönes!

Die Menschen aus meinem Umfeld sagen mir, ich sei ein positiver Mensch und ich glaube, das stimmt, da habt ihr Recht! Ich sehe das ja so: Es ist, wie es ist. Und es ist auch immer etwas Gutes am Schlechten zu finden. Denn, wenn ich genauer hinschaue, dann erkenne ich sehr leicht, dass auch in 2020 nicht die Umstände meine Gefühle beeinflusst haben, sondern dass es viel mehr meine eigenen Gedanken, die Bewertungen und die Interpretationen zu den Umstände waren, die meine Gefühle beeinflussten. Mir ist es gut gelungen, mit einer positiven Sicht auf die Dinge zu schauen. Und JA!, es war echt vieles ganz anders, als ursprünglich gedacht und geplant. Und dennoch: Mein Jahr war ein Schönes. Ein Reiches!! Ein Wundervolles!! Punkt.
Rückblickend bin ich zum Beispiel beruflich extrem dankbar dafür, dass ihr Paare mir mit so viel Wertschätzung in 2020 entgegengekommen seid, obwohl ihr selber schrecklich betroffen (gewesen) seid…! Dass wir gemeinsam nach Lösungen für die freie Trauung gesucht und sie individuell gefunden haben. Dass ihr Lovebirds da draußen uns wissen lasst, wie sehr ihr euch weiterhin eure freie Trauung mit uns als Trauredner wünscht und, dass wir weiterhin gemeinsam an eurer Zeremonie-Planung arbeiten – damit wir hoffentlich wieder ab dem Frühling 2021 „Geschichte schreiben“ können. Wir von free-Eve, wie viele, viele liebe andere Hochzeits-Dienstleister zogen und ziehen dafür an einem Strang - das erleben zu dürfen, ist einfach nur großes Gänsehaut-Kino! Zudem habe ich die Corona-Zeit FÜR mich genutzt und noch einmal angefangen zu studieren – diese Entscheidung war für mich persönlich überfällig. Corona macht`s möglich und ich finde es jeden Tag spannend ganz, ganz viel Neues lernen zu dürfen (übrigens auch, wenn ich manchmal bei all dem Lernstoff stumpf den Kopf auf die Tischplatte knallen lassen könnte…). Dennoch freue ich mich, wie ein Glückskeks!

Wir haben nun bereits Mitte Dezember und Weihnachten & Silvester steht vor der Tür. Wenn man all diese Corona-Extra Sendungen oder die Nachrichten schaut, dann sieht man, auch Weihnachten ist dieses Jahr ganz anders. Die Jahreswende wird ruhig. Wir befinden uns erneut in einer ungewohnten Zeit der Stille, wir haben keinen Weihnachtsmarkt, keine Silvesterparty, sogar aktuell kein Geschenkeshopping mehr in kunterbunten Läden und vielleicht haben wir auch Sorgen, ob wir unsere Familie überhaupt sehen können. Das sind Gedanken, die die meisten von uns vorher in ihrem Leben noch nie hatten! Auch mein Weihnachten wird, im Vergleich zu den Vorjahren ganz anders verlaufen, weil eine schwere Erkrankung innerhalb meiner Familie ein persönliches Treffen aus Schutzgründen unmöglich macht.

Aber, obwohl die äußeren Umstände, auch bei mir, erst einmal eher deprimierend daherkommen, so ist es nicht gesagt, dass ich mich auch so fühlen muss. Neulich las ich: Aus der Positiven Psychologie ist bekannt, dass 40% unseres erfühlten Glücks von unserer Einstellung, unseren Gedanken und Handlungen abhängt und nur 10% von den äußeren Umständen. „Hmmmm…,“ mag der ein oder andere von euch da direkt denken, „ich erleb´ es aber anders“. Oft glauben wir tatsächlich, dass die äußeren Umstände für unser Erleben bestimmend sind. Einem geht es gut, weil dies und das super gut läuft und es geht ihm schlecht, weil dies und das schlecht läuft. Aber, wenn wir da an diesem Punkt genauer hinschauen, dann können wir eben erkennen, dass vorrangig nicht die Umstände unsere Gefühle beeinflussen, sondern es viel mehr unsere Bewertung und Interpretation der Umstände sind, die unsere Gefühle beeinflussen. Ich fühle mich also schlecht, weil ich das so bewerte...
So FREUT sich der eine vielleicht sehr über die gewonnene Zeit und die wegfallende Hektik in den Geschäften und auf den rappelvollen Einkaufs-Straßen oder, weil er dieses Jahr viel weniger sozialen Weihnachtsverpflichtungen, wie Weihnachtsfeiern oder Tantenbesuchen nachkommen muss. Er wird sich also anders fühlen, als jemand, der vor allen Dingen den fehlenden Glühwein auf einem Weihnachtsmarkt betrauert.
Dieses Umdenken, dieses „Hey! Und was ist nun das Gute daran?“ Genau das frage ich mich oft und es hilft mir, die Dinge durch eine andere, glücksfördernde Brille zu sehen. Dabei formuliere ich die Bewertung einer Situation so um, dass ich den möglichen Gewinn beleuchte und dafür oft einfach nur leise dankbar bin. Wenn wir bei dem Glühwein-Beispiel bleiben, können wir dafür dankbar sein, die leckere Tasse Glühwein im Warmen genießen zu können.
Ich persönlich suche gerne nach dem Geschenk in einer Situation (besonders und am liebsten in den döööfsten Situationen, in denen ich mich befinde) und hebe das darin verborgene Geschenk für mich wie ein Schatzgräber - ganz nach dem Motto: „Wer suchet, der findet.“ Und ich finde immer etwas Gutes. Ich mag das sehr, meine Perspektive zu verändern. Neugierig zu betrachten. Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. Dinge passieren – Gewollte und Ungewollte. Das Leben ist Veränderung – kein Jahr hat das deutlicher und nachhaltiger gezeigt, als dieses. Es ist, wie es ist. Es bleibt aber mir überlassen, wie ich das Geschehene sehe und beurteile, worin ich einen Wert für mich erkenne.
Dennoch ist es natürlich alles andere als sinnvoll, Leid zu verharmlosen, es gar wegzudrücken oder runterzuspielen. Ganz im Gegenteil. Ich begegne auch diesen Gefühlen. In 2020 gab es einen riesigen Eimer voller Liebe, aber eben genauso Tränen, Kummer, Angst, Wut, Frust, Enttäuschungen, Unverständnis und große Sorgen. Das gehörte genauso zu meinem Leben dazu. Das war da und ich musste das anerkennen, verarbeiten und akzeptieren. Und obwohl das auf dem Zettel jetzt zunächst einmal auf der Negativseite verzeichnet stand – so war doch auch jedes Mal und an jeder einzelnen Situation etwas sehr, sehr Reiches für mich darin verborgen. Etwas Gutes und etwas Wundervolles.

Ein Jahr, wie dieses, selbst mit Corona, hat einfach unzählbar-viele wundervolle Facetten!! Auch, wenn Pläne sich ändern. Vielleicht seid ihr als Paar noch enger zusammengewachsen? Vielleicht ist euch die Familie und die Freundschaften noch wichtiger geworden, wie mir. Vielleicht habt ihr neue Dinge „aus der Not heraus“ umgesetzt und sie gleich, weil für super-gut befunden, in eurem Leben fest verankert? Vielleicht träumt ihr jetzt noch intensiver von eurer freien Trauung mit den wichtigsten Herzensmenschen um euch herum? Von der nächsten Abenteuerreise nach XXX?
Ist die Glücksbrille schließlich einmal auf, fällt es ganz leicht, auf eigenen Spurensuche zu gehen und die positive Sicht einzunehmen, auch wenn die Umstände anders sind als normal. Probiert das doch auch mal aus!! Was ist schon normal?
Es ist wie es ist, einfach anders.
Ich wünsche euch lächelnd die Entdeckung großer Geschenke!!

Auf ein wundervolles
ZWEI
t a u s e n d
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Eure free-Eve/ Judith